Das Fred Warnke ® Verfahren

Methode und Vorteile !

 „Automatisch ist – wenn man etwas kann, ohne dabei zu denken -” – Adrian, 7 Jahre

Das von Fred Warnke entwickelte Training beruht auf drei wichtigen Eckpfeilern:

1. Automatisieren der Verarbeitung im Hören, Sehen und in der Motorik

Ist die zeitliche Verarbeitung von Sinnesreizen im Gehirn verzögert, hätte es gar keinen Sinn, noch mehr Lesen und Schreiben zu üben. Wesentlich wirksamer ist es, die Geschwindigkeit der Verarbeitung im Gehirn so anzukurbeln, dass sie automatisch und ohne besondere Anstrengung verläuft.

Das geschieht mit Hilfe des Brain-Boy®-Universal.

Brain-Boy®-Universal. LRS.Training-Göbel
Brain-Boy®-Universal.Trainingsgerät zum Trainieren der Zentralen Hörverarbeitung

Der Brain-Boy ist eines von mehreren Instrumenten, mit denen wir sehr erfolgreich Menschen mit Sprach- und Lernproblemen, vor allem auch bei Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten helfen können. Der Brain-Boy trainiert acht verschiedene Grundfunktionen im Gehirn, die für Sprache, Sprachverstehen und Aufmerksamkeitsleistungen zwingend notwendig sind. Dabei handelt es sich um Fähigkeiten wie Zeitverarbeitung, Tonhöhenunterscheidung, Richtungshören,…und weitere, wie des Sehens und der Motorik.

  1. Automatisieren der Hemisphären-Koordination

Fred Warnke hat das Lateraltraining entwickelt, um das für das Lesen und Schreiben sowie für viele weitere Bereiche wichtige Zusammenspiel zwischen den beiden Gehirnhälften zu fördern und zu automatisieren.

Dabei werden die Stimme des Klienten und die Modellstimme von einer CD über Kopfhörer so den beiden Ohren zugeführt, dass sie wechselseitig hin- und herpendeln. Dieses regelmäßige Training bewirkt die Vernetzung und eine zügige Zusammenarbeit der beiden Gehirnhälften. Wenig geübte Nervenbahnen werden so aktiviert und gestärkt.

2. Automatisieren des visuellen Lexikons

Gute Rechtschreiber nutzen keine Regeln – sie SEHEN, ob ein Wort richtig geschrieben ist oder nicht. Eine unzureichende innere Abbildung der Schreibweise wird gezielt durch das „visuelle Buchstabieren“ korrigiert. Dabei wird dem Betroffenen vermittelt, wie er die genaue Feinstruktur vor allem nicht lautgleich geschriebenen Wörter innerlich buchstabengenau abspeichert – dies betrifft mehr als 60% der Sprache. Besonders effizient ist zu diesem Zweck unter anderem das PC-Programm „Orthofix®“.

Hilfe bei Automatisierung

Automatisierungs-Störung als Ursache von Lernstörungen

Das Problem

Etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Kinder jedes Geburtsjahrganges zeigen ausgeprägte Lernprobleme trotz mindestens durchschnittlicher Intelligenz. Am häufigsten handelt es sich um Rechtschreibprobleme. Die Erfahrung zeigt, dass es wenig Sinn macht, mit diesen Kindern immer mehr Lese- und Rechtschreibübungen zu vollziehen.

Das wäre vergleichbar mit dem Versuch, bei einem Sportler mit einer Knieverletzung das Training wieder auf zu nehmen, bevor sein Knie ausgeheilt ist. Kein vernünftiger Trainer käme je auf diesen Gedanken.

Das Problem bestand bis vor kurzem darin, dass die eigentliche Ursache der Lernprobleme nicht feststellbar zu sein schien. Stattdessen wetteiferten Wissenschaftler der unterschiedlichsten Fachrichtungen darum, wer denn die „wirkliche“ Ursache gefunden habe. Tatsächlich beginnt sich erst in jüngerer Zeit die Ansicht durch zusetzen, dass es sich schlicht um breit angelegte sogenannte “Automatisierungs-defizite“ handeln dürfte, die von den Betroffenen nur teilweise und sehr unter-schiedlich kompensiert werden können. Diese Kompensation kostet erhebliche Energie und hindert das Kind oft, sein eigentliches Automatisierungsdefizit anzugehen.

Der Kommunikationsberater Fred Warnke hat in fünfzehnjähriger Entwicklungsarbeit ein umfassendes Verfahren zur Prüfung und zum Training dieser Automatisierungs-defizite geschaffen. Es wird heute bereits von mehr als tausend Einrichtungen im europäischen Raum eingesetzt.

In erster Linie geht es davon aus, dass die Betroffenen in frühester Kindheit keine Gelegenheit hatten, innere Lautbilder anzulegen, so dass sie auch keine tragfähige Beziehung zu Buchstaben fanden. Stattdessen haben sie häufig das Lesen auf der Wortebene erlernt. Sie lesen gewissermaßen Piktogramme. Das hindert sie, fein strukturierte innere Bilder der Schreibweise anzulegen.

Hier setzt das Warnke® -Verfahren gezielt an. Nach dem von Fred Warnke entwickelten Konzept werden in einem spielerischen Ablauf insgesamt 14 Funktionen geprüft und mit den Normdaten anderer Kinder verglichen.

Lerntraining bietet Hilfe bei:

. Rechtschreibschwierigkeiten
· Wortfindungsstörungen
· mangelnder Kurzzeitmerkfähigkeit
· Fremdsprachenlernen
· mangelnder Konzentration
· mangelnder Aufmerksamkeit
· Schwierigkeiten beim Lesen lernen
· stockendem Lesen
· verlangsamtem Lesetempo

Auszüge aus meiner Abschlussarbeit im Rahmen der Ausbildung zur Theaterpädagogin nach BuT: “Hilfreiche Stimme”

Basale Lautsprachentwicklung – Am Anfang war der Ton

Das was uns Menschen ausmacht, ist unsere Fähigkeit miteinander über unsere Stimme zu kommunizieren, die sich zunächst als „einfacher“ Ton entfaltet. Und nur über den Hörvorgang und den hoch komplizierten Atem- und Sprechapparat sprechen wir mit unserer Stimme.

Warnke /04/ beschreibt ein etwas unmenschliches Experiment, das Kaiser Friedrich II. (1194-1250) schon vor Jahrhunderten an einer größeren Anzahl von Waisenkindern durchführen lies. Dieses zeigte, wie lebenswichtig Kommunikation für uns Menschen ist. Diese Kinder wurden in ein Heim gebracht und die Ammen hatten den Auftrag, ihnen eine bestmögliche Pflege zu geben. Die harte Bedingung war, dass die Ammen auf keinen Fall mit den Kindern sprechen durften. Der Kaiser erhoffte mit dieser Methode die „Ursprache“ der Menschheit zu entdecken. Außer Schreien und Weinen brachten die Kinder keine verständlichen Laute hervor. Schon nach einigen Monaten verstarben sie trotz bester körperlicher Pflege.

Mit diesem Experiment ist deutlich geworden, dass wir Menschen im Wesentlichen in den Begriffen der Sprache denken, die wir uns in den ersten Lebensjahren angeeignet haben. Und welche Bedeutung unser menschliches Dasein dem gehörten Wort, welches für menschliches Denken, Planen, Sprechen und schließlich Lesen und Schreiben, also jede menschliche Kommunikation hat, zumisst.

„Jeder Mensch kann sprechend nur das wiedergeben, was er zuvor hörend wahrgenommen hat, wofür er also innere Erkennungsmuster anlegen konnte.“ (02)

Für das Erlernen des Hörens, des Verstehens und des Sprechens hat die Natur einen klaren Zeitplan eingerichtet, der schon deutlich vor der Geburt beginnt und sich vor allem in den beiden ersten Lebensjahren entfaltet, sofern es keine Störungen in dieser Entwicklung gibt. Ein Beispiel für eine solche Störung ist die von Tewes, Steffen und Warnke /05/ beschriebene „Zentrale Automatisierungsstörung“, welche bei Komplikationen während der Schwangerschaft (Kinderkrankheiten, Sauerstoffmangel des Embryos), bei der Geburt (Sauerstoffmangel des Säuglings) oder während der ersten drei Lebensjahre (häufiger und/oder verschleppte Mittelohrvereiterungen) hervorgerufen werden kann.

(02)    Warnke, Fred: Was Hänschen nicht hört… Elternratgeber Lese- Rechtschreib- Schwäche, 5. Auflage, Freiburg 2001,  VAK Verlags GmbH Kirchzarten, S. 21.

1.1     Entwicklung und Bedeutung des Hörvorgangs

Nach Warnke /06/ wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Hörorgane eines Fötus, bereits ab der 28. Schwangerschaftswoche fast vollständig ausgebildet sind. Die von außen kommenden Geräusche werden jedoch nur als sehr stark gedämpft wahrgenommen, da der Fötus in der mit Wasser gefüllten Fruchtblase schwimmt. Französische Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass der Fötus nur die Grundmelodie der tiefen Töne, nicht aber die Klangfarben der einzelnen Instrumente, wie die hohen Frequenzen, oder den gesprochenen Text wahrnimmt und diese Töne im Gedächtnis einspeichert.

Dazu führten sie das folgende Experiment durch:

„Werdende Mütter wurden gebeten, in den letzten Wochen vor der Geburt ihres Kindes täglich ein bestimmtes französisches Schlaflied zu singen. Nachdem das Baby zur Welt gekommen war, wurden ihm verschiedene Schlaflieder vorgespielt, während es nuckelte. Der Rhythmus des Nuckelns wurde gemessen und aufgezeichnet. Eindeutig ließ sich feststellen, dass sich der Nuckelrhythmus nur bei dem von der Mutter während der Schwangerschaft gesungenen Schlaflied deutlich veränderte. Das dürfte ein klarer Beweis dafür sein, dass das Kind die Melodie behalten hatte und wieder erkennen konnte.“ (03)

Dies ist ein überraschendes Ergebnis, weil das Neugeborene beim Vorspielen dieses Schlafliedes etwas ganz anderes hörte als im Mutterleib.

Im Mutterleib konnte der Fötus nur bis zu 1.000 Hertz, also 1.000 Schwingungen pro Sekunde wahrnehmen, außerhalb des Mutterleibs nimmt ein Baby dann bis zu 20.000 Hertz wahr.

Der Säugling erinnert sich daher beim Wiedererkennen der Stimme der Mutter lediglich an deren Stimm-Melodie, -Lautstärke, -Tempo und -Rhythmus. Nach Mathelitsch und Friedrich /07/ werden diese vier Eigenschaften der Sprechstimme zusammen genommen als „Prosodie“ bezeichnet.

Auf das Thema „Prosodie“ (= Modulation der Stimme) werde ich im Kapitel 2.3 näher eingehen.

 (03)   Warnke, Fred: Was Hänschen nicht hört… Elternratgeber Lese- Rechtschreib- Schwäche, 5. Auflage, Freiburg 2001,  VAK Verlags GmbH Kirchzarten, S. 23.

1.2     Hörwahrnehmung und Lautsprachentwicklung

Es ist eine stetige Entwicklung der Automatisierung zahlreicher Fähigkeiten des Neugeborenen, des Säuglings und des Kleinkindes zu erkennen. Schon bzw. noch in der 30. Schwangerschaftswoche beginnt die Lautspracheentwicklung, mit dem Erkennen von Vokalen. Warnke beschreibt in seinem „Elternratgeber Lese-Rechtschreib-Schwäche“ /08/ die zugrunde liegenden Untersuchungen, deren wichtigste Ergebnisse ich nachfolgend zusammenfasse:

Cheour-Luhtanen, M. et al. /09/ haben im Rahmen eines wissenschaftlichen Experiments nachweisen können, dass hörgesunde Neugeborene ab der 30.Schwangerschaftswoche Vokale voneinander unterscheiden können. Hierzu wurden an den Köpfen gesunder Frühgeburten, die in der 30. bis 35. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen waren, kleine Elektroden zum Ableiten ihrer Hirnströme mit Zustimmung der Eltern angebracht. Aus einem Lautsprecher hörten die Neugeborenen dann eine Reizfolge, die aus einem sich stetig wiederholenden Vokal bestand, der in der Zufallsfolge zu 15 Prozent durch einen anderen Vokal ersetzt wurde.

Die Lautfolge wurde wie folgt angesetzt:

a – a – a – a – a – a – e – a – a – a – a – e – a – a – a – a – a –

e – a – a – a – a – ea – a – a – a….

Das Einsetzen des abweichenden Vokals e erbrachte den Nachweis, dass durch diesen Laut eine nachweisbare Änderung der Hirnströme ausgelöst wurde.

Schließlich haben weitere Versuchsreihen ergeben, dass ein Säugling im Alter von zwei Monaten seine beste Konsonantenunterscheidung erreicht hat. Bis zum achten Lebensmonat beginnt er sein Fähigkeit zur Lauterkennung auf die Laute zu konzentrieren, die er in seinem Sprachraum tatsächlich benötigt. Als Beispiel seien hier japanische Säuglinge angeführt, die anfangs noch gut zwischen „l“ und r“ unterscheiden konnten. Diese Fähigkeit verloren sie bis zum achten Monat, da diese Laute in ihrer familiären Umgebung nicht mehr verwendet wurden.

Weitere Studien ergaben, dass ein nächster Schritt des Spracherwerbs in der Fähigkeit liegt, einfache algebraische Regeln zu erlernen. Hierzu wurden sieben Monate alte Säuglinge in zwei Gruppen aufgeteilt. Beide Gruppen hörten über einen Lautsprecher unterschiedliche Fantasiesätze, die jeweils unterschiedlichen Bildungsregeln folgten:

Die erste Gruppe hörte die Folge:

Ga li ga, Li ne li. Ni gi ni. Ta gi ta. Ta la ta. Li ti li. Ga gi ga. Ni na ni. Li gi li. Ta na ta.

Li la li. Ga la ga. Ni la ni. Ta ti ta. Ta na ga. Ni ti ni.

Diese folgte der Regel ABA, d.h. der ersten Silbe folgte eine davon unterschiedliche, danach wieder die erste (d. h. die erste und dritte Silbe sind gleich).

Die zweite Gruppe hörte Folgendes:

Ta la la. Ga na na. Li ti ti. Ni gi gi. Ta na na. Ga gi gi. Ta ti ti. Ni la la. Li la la. Ga la la.

Ta gi gi. Li na na. Ga ti ti. Ni ti ti. Li gi gi. Ni na na.

Diese folgte der Regel ABB, d.h. der ersten Silbe folgte eine davon unterschiedliche, die dann wiederholt wurde (d. h. die zweite und dritte Silbe sind gleich).

In der folgenden Testphase wurden den Säuglingen neue Fantasiesätze aus ganz anderen Silben vorgespielt. Diese folgten jeweils zur Hälfte den Bildungsregeln ABA und ABB der ursprünglichen Lernsätze und enthielten keine der Originalsilben:

Wo fe wo. De ko de. Ri to ri. Sa bo sa. Bi fo bi. Sa fi sa. Do ma do.

Wo fe fe. De ko ko. Ri to to. Sa bo bo. Bo fo fo. Si fi fi. Do ma ma

Der Test lieferte die Erkenntnis, dass die Säuglinge, nachdem sie zur Hälfte je die vertraute bzw. die unvertraute Grammatik hörten, ihre Aufmerksamkeit jeweils deutlich länger auf die unvertraute Grammatik richteten. Sie konnten also aus dem Fluss der Sprache einfache algebraische Regeln erkennen.

Eine weitere Untersuchung lieferte die Erkenntnis, dass schon acht Monate alte Säuglinge in der Lage sind, eine wichtige Teilaufgabe des Spracherwerbs, wie die Segmentierung von Wörtern nur aus dem Sprachfluss, allein aufgrund der statistischen Beziehungen zwischen aneinander grenzenden Sprachlauten zu bewältigen.

 

Die Säuglinge hörten von einem Computer monoton und in festem Rhythmus zwei Minuten lang nachstehende Silbenfolge, die ohne Pausen vorgespielt wurden:

bidakupadotigolabukagidogolabukagidobidakupadotikagidogolabupadotibidakukagido

padotigolabubidakukagidopadotibidakugolabugolabupadotibidakukagidobidakugolabu

Diese Struktur ist beim Lesen nur schwer zu erkennen. Da wir beim Sprechen nur selten eine Pause zwischen zwei Worten einlegen, ist der Säugling gezwungen, aus diesem nahtlosen Fluss der Sprache anhand der aneinander grenzenden Sprachlaute die einzelnen Worte herauszusegmentieren.

Dies lässt sich nur durch ein Langzeit-Erinnerungsvermögen erklären. Die Existenz eines solchen wiesen Jusczyk et al. /10/ durch ein Experiment nach, bei dem sie Aufzeichnungen von drei Kindergeschichten wiederholt vorgespielt bekamen. Nach zwei Wochen wurden den Säuglingen Wortlisten vorgelesen, die entweder häufig oder gar nicht vorkamen. Die Säuglinge lauschten den Wortreihungen aus den Geschichten deutlich länger als eine Kontrollgruppe, die diese Geschichten nicht gehört hatten.

In einer anderen Studie konnte J. Weissenborn /11/ zeigen, dass Kleinkinder bereits ab dem zweiten Lebensjahr in der Lage sind, eine Konstruktion aus Haupt- und Nebensatz auf „grammatische Wohlgeformtheit“ zu beurteilen.

Hierzu diente folgendes Experiment:

Den Kleinkindern wurden Sätze vorgesprochen, die sie nachsprechen sollten:

z.B.:           „Karl sagt, dass Sabine schön ist.“

Sie konnten sie sicher nachsprechen. Nun wurden dazwischen Sätze eingeflochten, die eine falsche Reihenfolge der Satzaussage des Nebensatzes aufwiesen:

z.B.:           „Karl sagt, dass Sabine ist schön.“

Das überraschende Ergebnis war, dass die Kinder hier eine deutlich höhere Fehlerquote zeigten als bei den grammatikalisch richtigen Sätzen.

Das aktive Erlernen einer Sprache findet also bereits in den ersten beiden Lebensjahren statt. Das führt zu der Feststellung, dass dies offenbar ohne bewusstes Zutun des Säuglings geschieht. Daraus wiederum lässt sich die Notwendigkeit eines guten sprachlichen „Inputs“ ableiten, damit der Säugling entsprechenden Automatismus aufbauen kann, wodurch das korrekte Erlernen einer Sprache deutlich erleichtert wird.

„So entstehen Erkennungsmuster auf der Laut-, Silben-, Wort- und Satzebene. Denn wir können nur erkennen, was wir kennen. Erst diese impliziten Muster auf der Ebene der Laute, der Silben, der Wörter und der Sätze ermöglichen es, dass wir Sprache automatisch und ohne besonderes Nachdenken dekodieren, also verstehen können.“ (04)

 (04)   Warnke, Fred: Was Hänschen nicht hört… Elternratgeber Lese- Rechtschreib- Schwäche, 5. Auflage, Freiburg 2001,  VAK Verlags GmbH Kirchzarten, S. 30.

Im Folgenden werde ich kurz auf den Zusammenhang zwischen Hörwahrnehmung und Lautsprachentwicklung eingehen:

Warnke /12/ beschreibt den Hörvorgang wie folgt:

Der menschliche Hörvorgang gliedert sich in zwei Abschnitte: peripheres Hören und zentrales Hören.

Als „Peripheres Hören“ („peripher“ aus dem griechischen/lateinischen bedeutet „am Rande liegend“) bezeichnet man die Fähigkeit, Töne, Klänge und Geräusche in Nervenreize umzusetzen, d.h. die am „Rande liegende“ reine Umsetzung von Schall durch das Ohr in Nervenimpulse.

Die Weiterverarbeitung erfolgt in zwei Stufen: In der ersten Stufe, der „zentralen Hörverarbeitung“, erfolgt das automatische und unbewusste Erkennen der wichtigsten Einzelheiten des eintreffenden Schalls. Dieser wird „seziert“ und in eine Form gebracht, die es unserem Bewusstsein ermöglicht, die ankommenden Impulse zu „verstehen“. Diese zweite Stufe bezeichnet man als Hörwahrnehmung. Hörverarbeitung und Hörwahrnehmung bezeichnet man zusammen als „zentrales Hören“.

Nicht nur für das Verstehen fremder Lautsprache, sondern auch zur Kontrolle der eigenen aktiven Lautsprache, brauchen wir ein einwandfreies peripheres und zentrales Hören.

Wie zu Beginn dieses Kapitels aufgezeigt wurde, kann eine Lautsprache nur dann entwickelt werden, wenn ein einwandfreies Hören gewährleistet wird. Dies zeigt sich insbesondere z. B. bei Gehörlosen, die zwar Geräusche wahrnehmen können, diese aber nicht in verständliche Sprache umsetzen können und deshalb nicht in der Lage sind, eine Lautsprache zu entwickeln. Deshalb sind Gehörlose, die von Geburt an gehörlos sind, in der Regel auch stumm und damit taubstumm.

Auszüge aus meiner Abschlussarbeit im Rahmen der Ausbildung zur Theaterpädagogin nach BuT: “Hilfreiche Stimme”